Ob Jahrhundertsommer oder goldener Herbst, das Wetter hat sich in den vergangenen Monaten von seiner besten Seite gezeigt. Doch während die meisten Freizeitsportler das Wetter nur am Wochenende wirklich genießen können, hat es für Andreas Buchner, Mitarbeiter im Umwelt-Referat des Landratsamts Bad Tölz-Wolfratshausen, in den vergangenen Wochen eine ganz neue Bedeutung erlangt. Seit Anfang September legt er seinen Arbeitsweg von Benediktbeuern nach Bad Tölz mit dem E-Bike zurück. „Bei dem Wetter bin ich die letzten Wochen jeden Tag gefahren. Ein Tag war schlechtes Wetter, da saß ich im Bus und mir hat das Radeln wirklich gefehlt.“
Er fände es aus Umweltaspekten nicht sinnvoll, alleine mit dem Auto in die Arbeit zu fahren, erklärt Buchner nachdenklich. Mit Elektromobilität könne man einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, insbesondere mit einem so leichten und effizienten Fahrrad. Gratis gebe es dann eine Menge dazu: Man kommt entspannter an, umfährt den Stau und kann die Zeit in der Natur genießen. Auch wenn er noch keine Nachahmer im Kollegenkreis gefunden hat, so ist die Resonanz doch durchweg positiv. Wer mit dem E-Bike pendelt, sorgt eben für Aufmerksamkeit.
Da überrascht es, dass Buchner das E-Biken vor seinem Kauf kaum ausprobiert hat. Lediglich einmal ist er auf dem E-Bike seines Vaters gefahren und war auf Anhieb begeistert. „Mit so wenig Kraft so schnell zu beschleunigen, dass kann der Körper alleine nicht leisten. Das gibt einen richtigen Kick.“ So entstand spontan der Plan, seinen lang gehegten Wunsch umzusetzen und mit dem Rad in die Arbeit zu fahren. Sein Arbeitsweg von 20 Kilometern habe ihn zuvor immer daran gehindert, erzählt Buchner, schließlich könne er nicht verschwitzt in der Arbeit ankommen. Hier habe das E-Bike für ihn eine echte Lücke geschlossen. Sein Elektro-Tourenbike unterstützt ihn bis 25 Stundenkilometer und ist Zulassungs- und Versicherungsfrei. Den Arbeitsweg schafft er damit in circa 45 Minuten. Im Vergleich zum Pendeln mit klassischen Verkehrsmitteln sei das zwar etwa 15 Minuten länger, erklärt Buchner, doch habe er eben Sportpensum und Arbeitsweg effektiv miteinander verknüpft.
Reichweitenängste kennt er dank des 650-Wattstunden-Akku nicht. Theoretisch kann er damit sogar mehr als zweimal in die Arbeit und zurück fahren, doch zur Akkuschonung wird der Akku stets über Nacht geladen. Selbst wenn sich die Kapazität in ein paar Jahren halbieren würde, würde das also immer noch locker für die Pendelstrecke ausreichen.
Im Winter will der Benediktbeurer das E-Bike übrigens öfter stehen lassen. Und das liegt weniger an den niedrigen Temperaturen, die sich durch gute Kleidung ausgleichen lassen, sondern viel mehr an der Witterung, an Schneematsch und Salz, die das Rad schnell altern lassen. „Eine lange Lebensdauer des E-Bikes ist gut für mich, die Umwelt und meinen Geldbeutel“, erklärt er. Denn die Nutzungsdauer des E-Bikes bestimme neben dem Kaufpreis stark den Kostenaspekt. Er selbst habe rund 3.500 Euro investiert und müsse jetzt knapp über 10.000 Kilometer fahren, um die 30 Cent pro Kilometer zu erreichen. Danach werden die Kosten weiter sinken. Die 10.000 Kilometer wird er vermutlich nach etwa zwei Jahren Nutzungsdauer erreichen. Die Stromkosten sind übrigens nahezu vernachlässigbar, sie liegen bei ihm bei etwa 10 Cent pro Tag.
Buchner würde sich freuen, wenn mehr Pendler aufs E-Bike umsteigen. Auf seiner Strecke trifft er lediglich zwei bis drei Gleichgesinnte. Einen Nachteil gebe es allerdings schon. Die Frisur leide und sei permanent in Gefahr, erklärte er grinsend. Doch dafür spare man sich auch einen Haufen an Kosten. „Viele kaufen sich ein Cabrio, um das schöne Wetter zu genießen. Ich hab immer Cabrio.“