Vor dem Essen haben die Kinder (wie eine Woche vorher ihre Kameraden aus der Klasse 1b) unter Anleitung von Astrid »Aki« Schwarzenberger vom Bund Naturschutz eine Brotzeitanalyse vorgenommen. Wo kommen die Äpfel her, woher die Bananen, woher der Zimt? Gemeinsam mit ihrer liebevoll aus Stoff genähten »Klimafee« erklärte die Kräuterpädagogin den Kindern anhand einer großen Weltkarte, wie viele Kilometer die Lebensmittel teilweise schon auf dem Buckel haben, bevor sie auf unseren Tellern landen. Dass eine Bananenpflückerin dabei wesentlich weniger verdient als beispielsweise ein Importeur, war ebenso Thema wie das Klima in den verschiedenen Ländern, die Regionalität von Lebensmitteln und der Treibhauseffekt.
Lernen ohne erhobenen Zeigefinger
»Wir wollen die Kinder spielerisch zu einer bewussten und nachhaltigen Lebensweise führen, aber ohne erhobenen Zeigefinger«, erklärt Klassenlehrerin Susanne Dumproff. »Wertschätzung der Natur und das Bewusstsein, was sie uns alles gibt, sind uns wichtig. Außerdem sollen die Schüler auch ein Gefühl für den Rhythmus der Jahreszeiten bekommen.«
Um diese Ziele zu erreichen, ist bei den ersten Klassen viermal pro Schuljahr ein ganzer Vormittag für Gartenprojekte reserviert. Normalerweise unternehmen die Lehrkräfte mit den Kindern dann Ausflüge in den Tölzer Gemeinschaftsgarten. Dort können die Kinder nicht nur säen und (im Idealfall) auch ernten, sondern auch in Gartenarbeiten eingebunden werden oder sogar über einem Lagerfeuer kochen. Auch einen Imker hat die Klasse schon besucht. Weil Anfang März das Wetter für derlei Aktionen manchmal ungünstig ist, nutzen die Pädagogen die Gelegenheit zu einem Klimafrühstück im Klassenzimmer.
Unterstützt wurde der Projektvormittag vom Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen im Rahmen der Maßnahme »Bildung im Klimaschutzkontext«, die Teil des Aktionsplans zur Umsetzung des integrierten Klimaschutzkonzeptes ist.
Kindgerechte Informationen
»Themen wie den Treibhauseffekt oder Umweltschutz kindgerecht zu verpacken, das ist gar nicht so einfach«, weiß Susanne Dumproff. »Viele wissen zwar schon einiges, aber oft tun sich die sechs- bis siebenjährigen Mädchen und Buben noch schwer mit dem Erfassen. Aber durch praktische Aktionen prägen sie sich trotzdem viel ein. Es geht bei ihnen mehr ums Tun als um die Theorie.«
Und zu tun hatten die Kinder an diesem Vormittag so einiges. Es wurde nicht nur gegessen und analysiert. Vielmehr haben die Schülerinnen und Schüler auch das Mehl für die Waffeln teilweise selbst gemahlen. Eine andere Gruppe schnitt Obst in mundgerechte Stücke. Besonders groß war die Begeisterung für ein von der Energiewende Oberland verliehenes Energiefahrrad: Der damit mühsam erzeugte Strom brachte nicht nur Glühbirnen zum Leuchten, sondern auch Teewasser zum Kochen und betrieb sogar einen CDSpieler.
Treibhausgase und »Pupssalami«
Seit dem Klimafrühstück wissen die Kinder nicht nur, dass Salami eigentlich »Pupssalami« ist – Kühe produzieren bekanntlich Methan. Sie lernten auch, dass bei der Nahrungsmittelproduktion fast 20 Prozent aller Treibhausgase entstehen. Die eingesetzten Rohstoffe und auch die produzierten Lebensmittel müssen transportiert, verarbeitet, verpackt und gelagert werden. Will man Obst, Gemüse oder Fleisch kochen, braten oder einfrieren, braucht man ebenfalls Energie. Und schließlich das Wichtigste: Klimaschutz kann nicht nur sehr gut schmecken. Man kann auch ganz schön viel selber dafür tun.