Viele positive Effekte
Aber was macht Moore eigentlich so besonders? „Moore sind in vielerlei Hinsicht wertvoll - für die Umwelt und das Klima, für den Artenschutz und die Lebensqualität in den jeweiligen Gebieten“, betont Elisabeth Pleyl. „Wir haben es hier mit erstklassigen, von der Natur bereitgestellten CO2-Speichern zu tun. Wenn sie aber zu trocken werden, geben sie den in ihnen gebundenen Kohlenstoff wieder ab. Dieser CO2-Ausstoß lässt sich vermeiden, indem man die Flächen renaturiert. Und das ist mit relativ geringem Mittelaufwand machbar. Man braucht sie eigentlich nur nass zu halten.“
Um die CO2-Bindung zu verstehen, hilft der Blick auf die Entstehung von Mooren. Sie bilden sich, wenn pflanzliches Material auf dem Boden infolge von starker Nässe nur unvollständig zersetzt werden kann. Nach und nach entsteht aus dem konservierten Material Torf. Der Kohlenstoff, den die Pflanzen vorher aus der Atmosphäre aufgenommen haben, wird also nicht wieder freigesetzt, sondern bleibt dauerhaft gebunden. „Mit der Dauerhaftigkeit der Kohlenstoffeinlagerung stellt das Moor im Vergleich zum Wald und anderen Lebensräumen eine einzigartige Ausnahme dar. Das kann kein anderes terrestrisches Biotop“, erläutert Elisabeth Pleyl.
Problem Trockenheit
Nasse Moore geben zwar mit Methan (CH4) auch ein klimawirksames - wiederum schädliches - Gas ab. Aber klimaschädliche und -schonende Wirkungen halten sich in intakten Mooren die Waage. Werden sie allerdings zu trocken, kommt Luft an den Torf, und die Zersetzung beginnt. Dabei wird nicht nur das bis dahin konservierte Kohlenstoffdioxid freigesetzt. Zusätzlich zu dem ohnehin entweichenden Methan strömt auch noch extrem klimaschädliches Lachgas (N2O) in die Atmosphäre.
Neben der Klimawirksamkeit ist die Erhaltung seltener Arten ein wichtiger Faktor. „Im Niedermoor findet man pro Quadratmeter Fläche bis zu 60 Pflanzenarten“, berichtet die Diplom-Ingenieurin. An Tierarten finden sich beispielsweise über 70 Libellenarten im Moor, über 90 Wasserkäferarten und noch viele andere Arten. Hochmoorrenaturierung wird daher von Fachleuten als Biodiversitäts-Superlativ bezeichnet.
Der Hochwasserschutz spielt ebenfalls eine Rolle, wie Elisabeth Pleyl weiß: „Die Wasserrückhaltefähigkeit von Hochmooren beträgt 1200 Kubikmeter Wasser pro Hektar. Bei Starkniederschlägen wird das Speichervolumen aufgefüllt und das überschüssige Wasser dann nach und nach wieder abgegeben.“
Zu den Renaturierungsmaßnahmen gehört die Errichtung von Wällen und Dämmen aus dem so gewonnenen, unzersetzten Torf, das Baumaterial ist also vor Ort. Das Schließen der Gräben verhindert, dass das Wasser abfließt. Wenn sich der Torf wieder vollgesogen hat, können die Torfmoose wachsen, und auch andere moortypische Tier- und Pflanzenarten lassen sich meistens nicht lange bitten.
Gute Zusammenarbeit
Viele Moore im Oberland sind noch in einem verhältnismäßig guten Zustand, weswegen die Renaturierung auch relativ einfach vonstatten geht. Damit das auch so bleibt, besteht aber Handlungsbedarf: „Intakte Hochmoore bauen innerhalb eines Jahres einen Millimeter Torfschicht auf“, erklärt Elisabeth Pleyl. „Sind die Flächen zu trocken, zersetzt sich an der Luft in der gleichen Zeit ein Zentimeter der Torfschicht. Die Zersetzung geht damit zehn mal so schnell wie die Neubildung.“
Ganz im Sinne der Moore ist auch die sogenannte „Tölzer Moorachse“ tätig, bestehend aus Vertretern der im Naturschutz tätigen Verbände und Behörden, dem Landrat und Vertretern der Landwirte.
Maßnahmen des Landkreises
Die Bayerische Staatsregierung hat im Rahmen des Klimaprogramms Bayern 2050 (KLIP2050) Gelder für Moor-Renaturierungsprojekte bereitgestellt. Auch der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen ist seit Langem in diesem Bereich aktiv. Mit Elisabeth Pleyl gibt es eine Fachkraft für Moorrenaturierung beim Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen. Bei ihr laufen Koordinierung und Umsetzung der Maßnahmen zusammen. Unterstützt wird sie von Birgit Weis, die im Auftrag vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) als Gebietsbetreuerin tätig ist.